Erlebnisbericht vom zweiwöchigen polyRAUM 4/23

polyRAUM: das familiäre Polyamorie-Treffen bei Kaiserslautern

Normalerweise dauert ein Treffen ein Wochenende lang. Aber im April 23 gönnten wir uns 13 Tage. Gerne möchte ich dir aus meiner Sicht davon berichten.

Unser Motto: schaff dir RAUM.
RAUM zur Entspannung, zum Abschalten vom Alltag, RAUM zur Inspiration und Anregung, RAUM zum Lernen und Genießen und sich mit anderen verbinden.

Jedes Treffen ist für mich etwas Lebendiges, Lebendes.

Wir hatten volles Haus: zum polyRAUM sind 17 Personen nach Rheinland-Pfalz gekommen – in einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis und im Alter zwischen knapp 30 bis Mitte 50 (und 1x 65, das bin ich). Die gemischten Altersstufen und Reifegrade sind für uns alle eine große Bereicherung.

Am ersten Abend sind wir so gegen 17 Uhr eingetrudelt, es gab ein großes Hallo und viele freudige Begrüßungen.
Die Neuen fühlten sich willkommen und wurden in die Gruppe aufgenommen – in ihrem gewünschten Tempo.

Dann haben wir alles im Haus aufgebaut und hergerichtet, so wie wir es schön finden. Nur wenige konnten die ganzen 13 Tage bleiben. Es war also ein Kommen und Gehen. Die Wechsel waren angenehm und spannend.

Es war ein Treffen mit viel Familien-Feeling: 13 Tage als vielliebende Familie zusammenleben, ja! Es war einfach nur genial. Wir lachten viel. Wir alberten herum und hatten viel Spaß. Es gab erstklassiges Essen, wirklich: denn jede*r einzelne Teilnehmende brachte die allerbesten Fähigkeiten ein. An Ostern glänzte ein extra schön hergerichtetes Frühstücksbuffet auf unserer festlich gedeckten Tafel. Wir kochten meist vegetarisch, auf Wunsch auch vegan. In der Küche war es immer am lustigsten. Nachmittags erschuf das täglich wechselnde Küchenteam Köstlichkeiten in unserem Doppelbackofen. Andere deckten den Tisch oder nahmen sich eine Auszeit.

„Sei, wie Du bist. Du bist willkommen.“

Wie immer haben wir ein großes Zelt innerhalb des Hauses aufgebaut und mit Matratzen ausgelegt. Dieses Diwanzelt diente uns als Workshop-Raum, als Kuschelzimmer oder zum Ausruhen.

Es gab nur zwei feste Termine pro Tag: unsere Mittagsbesprechung und unser gemeinsames Abendessen mit anschließender Awareness-Runde.

Die Atmosphäre war sehr herzlich und aufmerksam. Und es war so abwechslungsreich! Ich habe mich nie fehl am Platze gefühlt.

Das polyRAUM-Treffen ist privat und komplett selbst organisiert, d. h. alle Programmpunkte stellen wir uns nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen selbst zusammen. Niemand konsumiert hier, jede*r einzelne ist Teil des Treffens und gestaltet es durch ihre/seine aktive Mitwirkung. Und das macht auch etwas Tolles mit jede*m Einzelnen. Es entsteht ein immer neuer Mix aus aktiven Workshops, Gesprächen, Erlebnissen und Alleine-Zeit – was immer gerade das Richtige ist. Es gibt weder irgendeinen Druck, bei etwas mitzumachen, noch einen Mangel an Alternativangeboten. Auch die Gespräche, die sich zufällig zwischen den Workshops ergeben haben, haben mir sehr viel gegeben.

Wir haben gar nicht alle Workshops untergebracht und fürs nächste Mal noch ein paar aufgehoben.
Was haben wir gemacht?

Wir gingen spazieren in dieser wunderschönen Natur direkt vor der Haustür, entdeckten neue Wege und machten Fotos. Ich fotografierte meistens Pflanzen und Landschaften. Andere haben mit Selbstauslöser „Hochhüpfbilder“ geschossen.

Außerdem gab es z.B. einen Schwertkampf-Workshop. Jemand hatte zwei Übungsschwerter dabei, ein leichtes aus weich gepolstertem Fiberglas und ein schweres aus Metall, und er hat die anderen darin angeleitet, wie man ein Schwert führt und schwingt. Ein Pappkarton wurde aufgehängt und wurde zerfetzt. Die, die es lieber sanft mochten, lernten einen einfachen Kreistanz auf zarte Musik, der die Seele anfasste und uns lehrte, uns so zu anzunehmen, wie wir sind. So was Ähnliches wie Raufen/Festhalten („in die Kraft kommen“) wurde auch angeboten. Am Morgen gab es entweder eine Runde Hatha Yoga oder Zirkeltraining für die, die es wollten, später Gespräche z.B. über Beziehungs-Skills, radikale Ehrlichkeit, Verbesserungen in Kommunikation und Konflikten, Austausch über unsere Erfahrungen in polyamoren Konstellationen, Künstlerisches und Spielerisches, eine Kuschelparty, eine „Wunsch-Stunde“ und ein „Schneegestöber“ aus zarten Berührungen. Der Teilnehmer aus Zürich hatte seinen Tretroller dabei, ich durfte damit wie ein Kind herumsausen. Zwei Teilnehmende hatten ihre Gitarren mitgebracht. Mal hörten wir deren kunstvoll-gekonnter Darbietung zu, mal sangen wir gemeinsam. Es war sehr verbindend und wärmend.

Es gab viele Workshops mit Polybezug – und auch ohne. Es gab Workshops mit und ohne psychologische Inhalte und mit und ohne Körperbetonung. Auf jeden Fall gab es viele Begegnungen auf allen Ebenen, viel Berührtsein und Berührung, viel Umsicht und zwischenmenschliche Wärme.  So mancher hat Selbstwirksamkeit erfahren oder auch einfach nur neue Rezepte in der Küche gelernt. Ich z.B. kann jetzt Brot backen.

Einige hatten Geschichten oder Gedichte aus ihrem Leben mitgebracht, um sie mit uns in der Wohnzimmer-Runde zu teilen und zu erzählen, warum ausgerechnet dieser Text wichtig für sie ist oder war. Das brachte uns näher, bereicherte und berührte uns. Die Atmosphäre war so warm, so dicht und innig wie in einer Liebesnacht… wie schön, dass wir das rechte Maß zwischen Tiefe und Humor gefunden haben. Nach anderthalb Stunden waren wir bereit zu neuen Taten.

Unsere Achtsamkeitsrunden wurden uns erstaunlicher Weise niemals langweilig: man kann im selben Raum sein und dieselben Workshops erleben, und trotzdem hat jeder seine eigene Erlebenswelt. Es ist total spannend zu hören, wie sie anderen sich fühlen, was sie sich wünschen und wofür sie dankbar sind.

Am letzten Abend lernten wir Rumba und ChaCha, und anschließend gab es eine kostümierte Tanzparty.

Es wird GENAU SO schön, wie wir es uns machen. Und jedes Mal anders.

Es nahmen sehr unterschiedliche Menschen teil, die eine große Vielfalt einbrachten. Sie kamen diesmal aus allen Richtungen, aus Potsdam, aus Zürich, aus Amsterdam, München, Hildesheim, aus der Umgebung des Ruhrgebiets, aus Freiburg und Ravensburg, aus Singen, Bad Kissingen, Oldenburg, Landau, Bochum und Heidelberg. Ein riesiger Radius.

Und alle sagten, es hätte sich gelohnt und sie hätten was mitgenommen: die Gewissheit beispielsweise, dass es gut ist, so zu sein, wie du bist… dass du deinem Herzen folgen darfst… dass es okay ist, wenn du polyamor fühlst… oder auch: dass du wieder vertrauen kannst. Dass du dich trauen darfst, dich zu zeigen, weil dein eigener Mut dadurch belohnt wurde, dass du von der Gruppe angenommen wurdest.

Zitat: „Ich hab‘ das Gefühl, meine Herde gefunden zu haben, zu der ich gehöre – hier sind lauter liebe Menschen, die mich gerne aufnehmen. Ich mag vor allem die emotionale Offenheit der Menschen. Bei allem habe ich mich richtig gefühlt. Ich brauch‘ nicht den üblichen Normen zu entsprechen und darf ich selbst sein. Und ich mochte das Kuscheln gern. Es war so lustig! Hat echt Laune gemacht. Meine geilste Klassenfahrt ever.“

Wenn du auch mal teilnehmen möchtest, schreibe mich einfach an, dann schicke ich dir Fotos vom Haus und das Anmeldeformular. Bitte kontaktiere mich über mein Kontaktformular: https://schaff-dir-Raum.de/kontakt

Oft sind wir schnell ausgebucht. Beginnen wollen wir gegen 17 h am Freitag; du kannst schon am Sonntag abreisen, wenn du den Montag nicht frei hast. Viele mögen aber den zusätzlichen Sonntagabend und bleiben gern.

Vielleicht bis bald,
Birgit Sonnenblume
birgit@schaff-dir-RAUM.de
0160 90 30 30 07

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